Sicherlich, die Geschichte des Holocoust ist schon von vielen Seiten beleuchtet worden und jeder Deutsche kennt sie – trotzdem berührte es die Gruppe des Horstmarer Heimatvereins aufs Neue, die verschiedenen Aspekte des organisierten Verbrechens in der Villa ten Hompel am Freitag, den 15. Nov. erklärt zu bekommen. Die Führung durch das schmucke Haus aus den 1920er Jahren des Industriellen Ten Hompel und später Sitz der Ordnungspolizei im nationalsozialistischen Deutschland, heute ein Gedenk- und Geschichtsort, übernahm Herr Tim Leenen. Neben seinem Beruf als Lehrer arbeitet er regelmäßig in der Villa und sieht es als seine Aufgabe an, aufzuzeigen, wie systematisch die Verwaltungsstrukturen des Staates bei der Vernichtung verschiedener Bevölkerungsgruppen mitgewirkt haben. Die Ordnungspolizei war dafür verantwortlich, dass der Transport der jüdischen Bevölkerung, der politischen Gegner, der Sinti und der Zwangsarbeiter in die Konzentrationslager und in die Ghettos in „geordneten Bahnen“ verlief. Die „gute“ Organisation erweckte bei der Bevölkerung den Eindruck, dass hier alles mit „rechten Dingen“ zugeht. Und auch lange Zeit nach dem 2. Weltkrieg wurde die Mittäterschaft der damaligen Polizeibehörde geleugnet. Man berief sich bei der Anwendung von Gewalt auf staatliche Anordnung und meinte damit, frei von Mitschuld zu sein. Auch verschafften sich viele Polizeiangehörige, die dort gearbeitet haben, bei der Entnazifizierung eine weiße Weste und blieben vollkommen unbehelligt. Erst als die Villa ten Hompel Anfang der 90ger Jahre zu einem Hotel umgebaut werden sollte, begann die Forschung sich mit der Geschichte des Hauses auseinanderzusetzen und die Strukturen zu beleuchten, die halfen, eine Vernichtungsmaschinerie in Gang zu setzen, deren Brutalität und Erbarmungslosigkeit man kaum in Worte fassen kann. Eine Teilnehmerin an der Führung, die sich seit vielen Jahren mit der Thematik auseinandersetzt, erkannte auf den ausgestellten Fotos einige Horstmarer Juden, die in der Mehrzahl aus dem Münsterland nach Riga transportiert wurden. Ohne die Mithilfe von Behörden -auch in Horstmar- so ist zu vermuten, wären diese Verbrechen nicht möglich gewesen. Zuletzt war die Villa der Ort, an dem Entnazifizierung und die Wiedergutmachung betrieben wurde. Auf erschütternde Weise sprach in einem Video im letzten Raum der Villa ein betroffener Jude von der Unmöglichkeit, die begangenen Verbrechen wieder gut zu machen. Die Führung endete mit dem Appell von Tim Leenen an die Besucher, Ausgrenzung und Verunglimpfung zu erkennen und dem entgegen zu treten.