Auch in Horstmar gab es in diesem Jahr am Tag des offenen Denkmals am 10. September 2017 wieder besondere Denkmäler außen und zum Teil auch innen zu besichtigen und dazu im Rahmen von Führungen viele Informationen. Ein Highlight war diesmal „Kunst begegnet Denkmal“ im Münsterhof.
Dort fand eine Ausstellung der Künstlergruppe 050505 unter dem Thema „Durch die Zeit“ und parallel stellte Anton Janßen vom Heimatverein die besondere (Bau-)Geschichte dieses Burgmannshofes bei Führungen durch das Denkmal Münsterhof um 11:00 Uhr und um 14:30 Uhr, jeweils ab Innenhof des Münsterhofes vor und erläuterte – was kaum bekannt ist – welche Beziehungen Theodor von Neuhoff, König von Korsika, zum Münsterhof hatte.
Geöffnet waren auch die Mühlen am Leerbach als besondere Denkmale der Technikgeschichte mit ihren umfangreichen Sammlungen von landwirtschaftlichen Kleingeräten und Geräten, die früher in Haus und Hof gebraucht wurden. Sie hat der Mühlen- und Heimatverein Leer seit den 1990er Jahren mit viel Eigenleistung und Unterstützung vieler Förderer aufwendig restauriert, wovon man sich auch am Denkmaltag informieren und sich an alter Technik erfreuen konnte. Josef Denkler und seine „Mitstreiter“ vom Mühlen- und Heimatverein Leer freuten sich über eine gute Besucherresonanz, denn in beiden Mühlen am Leerbach gab es im Laufe des Tages je etwa 60 technisch sehr interessierte Besucher. Da hatten sie ständig viele Fragen zu beantworten.
Und Dr. Burchard Graf von Westerholt stellte wieder Haus Alst vor, das im Stile der Baukunst der niederländischen Renaissance – in Belgien und der Provinz Limburg auch Maasländische Renaissance genannt – in sog. Speklagentechnik mit ihrer Wandgestaltung aus Schichten roter Backsteine und gelber Sandsteine errichtet wurde. Diese von Brüssel über Lüttich entlang der Ijssel verbreitete Baukunst hat nämlich im Münsterland nur wenige „Vertreter“, nämlich in Horstmar Haus Alst und den Merveldter Hof sowie in Billerbeck Haus Beckebans, ein ehemaliger Burgmannshof in Billerbeck (Münsterstraße 6) von 1560, und Teile von Haus Hameren der Zeit um 1600. Insgesamt fast 200 Besucher konnte Burchard Graf von Westerholt bei den Führungen um Haus Alst, erbaut 1624, begrüßen und zwischendurch kamen auch immer wieder Interessierte. Ihnen stellte er die Geschichte und vor allem baulichen Besonderheiten ausführlich vor. Er stellte auch die Möglichkeit von Trauungen in entsprechenden Räumen von Haus Alst vor.
In Horstmar stellte Anton Janßen den jeweils ca. 30 Besuchern den Münsterhof mit seiner besonderen Baugeschichte sowie der Geschichte der Besitzer vor. Zu Beginn der Führung am Nachmittag begrüßte Bürgermeister Robert die Gäste und bedankte sich bei Anton Janßen für das langjährige Engagement für die Geschichte der Stadt und vor allem auch deren Denkmäler. Zur Baugeschichte des Münsterhofes erläuterte Anton Janßen so manche Spuren am Gebäude und untermalte diese mit Großfotos und Plänen. Die Geschichte des Nebengebäudes stellte er unter dem Thema „Vom Kutscherhaus zum modernen Bankgebäude“ vor.
Nach der Außenbesichtigung führte er die Besucherinnen und Besucher in den im Rahmen der 2010 abgeschlossenen umfangreichen Baumaßnahme entstandenen Vortragssaal, wo es so manches Detail zur Geschichte der Besitzer gab. Insbesondere erinnerte er dabei zum einen an Theodor I. von Neuhoff, König von Korsika einem politischen Abenteurer, dem es 1732 gelang, sich erfolgreich an die Spitze der korsischen Unabhängigkeitsbewegung gegen Genua zu stellen. Am 15. April 1736 wurde er von der korsischen Bevölkerung zum König Theodor I. von Korsika gewählt. Sein Leben war jedoch ständig von den Genuesen bedroht, weshalb er schon am 11. November 1736 die Insel verließ, um neue Unterstützer zu gewinnen, vor allem in London, wo er viele Sympathisanten hatte. Doch er landete immer wieder im Schuldgefängnis und starb 1756 im Armenviertel Soho. – Zum anderen erinnerte Anton Janßen an Friedrich Christian von Beverförde zu Werries (auch genannt der „tolle Werries). Er war zunächst ein hoher Amtsträger und Beamter in Diensten Kurkölns und des Hochstifts Münsters, später Staatsrat in preußischem Diensten. Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) erschoss er zwei Franzosen, die ihm sein Vieh stehlen wollten. Dafür wurde er zum Tode verurteilt. Sein Freund Karl Friedrich Freiherr von Elverfeldt konnte eine Begnadigung erreichen.
Janßen, Horstmar