„Heuerlinge“, ein heute fast unbekannter Begriff, umfasste noch vor gar nicht langer Zeit eine große Bevölkerungsgruppe des Münsterlandes. Bernd Robben aus Emsbüren hielt am Dienstagabend im Borchorster Hof in Horstmar einen sehr lebendigen Vortrag über diese bäuerliche Schicht. Robben erwies sich nicht nur als Experte für dieses von der Geschichtsschreibung stiefmütterlich behandelte Thema, sondern auch als sehr geschickter Erzähler. Gespickt mit Anekdoten und Details von den Lebensumständen der Heuerlinge und Kötter fesselte er die Zuhörerschaft, die der Einladung des Heimatvereins gefolgt war. Das Heuerlingswesen bestand 400 Jahre bis nach dem 2. Weltkrieg in Nordwestdeutschland. Die Heuerlinge lebten fast ausnahmslos am Rande des Existenzminimums. Sie mussten neben ihrer schweren Arbeit auf den ihnen zur Verfügung gestellten kleinen Ackerflächen und den unentgeldlichen Hilfeleistungen auf dem Hof „ihres Bauern“ durch Hollandgängerei oder andere Nebentätigkeiten das Überleben ihrer Familie sichern. Deshalb verschwand dieser Berufsstand auch vollständig, nachdem sich andere Verdienstmöglichkeiten in der Industrie auftaten. Am Ende seines Vortrags zeigte Robben noch Bilder von Heuerlingshäusern, die früher in der Regel klein und sehr einfach gebaut nur unzureichenden Schutz vor Wind und Wetter boten. Die Heimatfreunde erfuhren viel Neues über die Geschichte dieser bäuerlichen Schicht. „Diesem Referenten könnte ich stundenlang zuhören“, meinte am Schluss einer der Zuhörer.