Eine Zeitreise zurück in Horstmars jüngere Vergangenheit erlebten die Teilnehmer der Fahrt des Heimatvereins Horstmar zum Textilmuseum in Bocholt am Samstag, den 8. September. Horstmar zählte bis vor wenigen Jahrzehnten zu einer der großen Textilindustriestandorte im Münsterland. Ja, die Firma Schulte und Dieckhoff, besser bekannt als Strumpffirma „Nur die“ stellte die meisten Feinstrümpfe überhaupt her, bis zu eine Millionen pro Tag. Und so war es nicht verwunderlich, dass sich viele ehemalige Mitarbeiter der Firma an der Fahrt zur Sonderausstellung „Strumpfdynastien“ beteiligten und schon im Bus gefachsimpelt wurde. Für sie war der Besuch des Museums quasi ein Heimspiel, denn ihr Fachwissen verblüffte sogar die Museumsführer. Schon auf der Hinfahrt stellte Heinz Herdt ausführlich die Geschichte der Textilindustrie in Horstmar dar, die er über lange Jahre selbst mitgestaltet hat. Das Textilmuseum in Bocholt zeigt in einem Komplex neben der Sonderausstellung den Maschinenpark von Spinnereien und in einem zweiten Gebäude die Ausstattung einer Weberei. Das Großartige an den beiden Museen ist, dass nicht nur der Ablauf der Stoffherstellung erklärt wird, sondern auch zahlreiche Maschinen in Gang gesetzt werden. Vor allem verblüffte es die Laien, wie viele Arbeitsschritte für die Herstellung von Textilien erforderlich sind. Erschreckend war aber auch die Erkenntnis, wie wenig heute Textilien noch wertgeschätzt werden. Der beschwerliche Alltag der Textilarbeiter zeigte sich zudem in dem kleinen Arbeiterhaus, dass die Gruppe ebenfalls besichtigte. Zum Gruppenbild versammelte man sich vor der Weberei, in der die Exponate aus den zahlreichen Textilfirmen des Münsterlandes zusammengetragen wurden, denn die Textilherstellung hat sich in den letzten Jahrzehnten in die „Billiglohnländer“ verlagert. Für die Gruppe war es insgesamt eine zwar anstrengende, aber auch eine sehr aufschlussreiche Fahrt.